Wurupong 2013 – D.A. Primary School, Klassen vier und sechs
Praktikantin:
Merle Huß
Fach: EnglischZur Zeit unseres Praktikums gab es für die sechs Klassen der D.A. Primary School drei Lehrkräfte. Außer mir war noch eine Kommilitonin von mir für diese Schule vorgesehen. Mit den Lehrpersonen und der Schulleitung zusammen planten wir, wie wir unseren Einsatz am effektivsten organisieren könnten. Wir übernahmen gemeinsam zwei der Klassen, die keinen eigenen Lehrer hatten und wechselten uns in diesen mit den Fächern Mathematik und Englisch ab. Da die meisten Kinder mit dem Schuleintritt beginnen, die englische Sprache zu erlernen, kommen für uns nur die höheren Klassenstufen in Frage. Daher wurden uns die Klassen vier und sechs zugeteilt. Wir unterrichteten jede der beiden Klassen täglich mindestens eine Stunde. Hatten wir im Unterricht nicht so viel geschafft wie geplant, konnten wir aber problemlos weitere Minuten oder Stunden dranhängen. Der Schulleiter, die anderen Lehrer und die Schüler waren uns sehr dankbar für jede Minute, die wir mehr unterrichteten.
Klasse vier – The Alphabet Tree
In der 4. Klasse waren 35 Kinder im Alter von 8
bis 14 Jahren, die uns sehr aufgeregt und hoch motiviert begegneten.
Diagnose:
Um den Wissenstand einschätzen zu können, wiederholte ich spielerisch mit ihnen das Alphabet mit den kleinen und großen Buchstaben. Dabei stand vor allem die Zuordnung der kleinen Buchstaben zu ihren „großen Brüdern“ im Mittelpunkt.
Um den Wissenstand einschätzen zu können, wiederholte ich spielerisch mit ihnen das Alphabet mit den kleinen und großen Buchstaben. Dabei stand vor allem die Zuordnung der kleinen Buchstaben zu ihren „großen Brüdern“ im Mittelpunkt.
Wiederholung des Alphabets, vor allem der Verbindung der Klein- und Großbuchstaben. |
Es bewährte sich der Einsatz eines „Alphabet Tree“: Dazu
zeichnete ich einen Baum an die Tafel. Die einzelnen Teile des Baumes wurden
den Buchstaben zugeordnet. Wir teilten also alle Buchstaben – abhängig von ihrer Schreibweise –
in „tree top letter“ (Baumkrone), „trunk letter“ (Stamm) und „root letter“
(Wurzel) ein. Am Beispiel des Wortes „apple“ bedeutet das, dass das „a“ und „e“
Buchstaben sind, die dem Stamm zugeordnet werden, da sie nur auf der mittleren
Schreiblinie geschrieben werden. Das „p“ gilt als Wurzelbuchstabe, da es bis
zur untersten Linie reicht. Dementsprechend ist das „l“ bei den
Baumkronenbuchstaben einzuordnen – es berührt die oberste Linie. Es zeigte sich
bei diesem Verfahren, dass die Schülerinnen und Schüler über sichere
Basiskenntnisse des Alphabets verfügten und die einzelnen Buchstaben sicher
verschiedenen Bereichen zuordnen konnten.
1.
Reihenplanung:
Aufgrund der Basis dieser Diagnose plante ich meine
Unterrichtseinheit für die folgenden vier Wochen: Meine Zielperspektive war vor
allem, dass die Schülerinnen und Schüler sich bewusst werden, dass sie aus den
einzelnen Buchstaben, die sie bereits beherrschen, sinnhafte Wörter und sogar
Sätze bilden können. Sie sollten also lernen, die Buchstaben zu kombinieren und
so selbst gewählte Wörter schreiben lernen.
Dazu benutzte ich das Buch „The Alphabet Tree“ von Leo Lionni.
Dieses Buch entstand schon im Jahre 1968. Der Autor war lange Zeit in
künstlerischen Bereichen tätig bis er 1959 sein erstes Kinderbuch
veröffentlichte. Das Buch „The Alphabet Tree“ hat einen Umfang von 32 Seiten
und wurde im Dragonfly Books Verlag herausgegeben. Es wird empfohlen für Kinder
ab 36 Monate bis sieben Jahre.
Es geht in der Geschichte darum, dass aus einzelnen
Buchstaben Wörter und schon aus kurzen Wörtern ganze Sätze entstehen. Das Buch
ist daher geeignet, den Umgang mit Buchstaben spielerisch einzuüben, indem die
Handlung nachvollzogen wird. Es regt auch dazu an, über den Inhalt des Buches
hinaus eigene Wörter zu buchstabieren. Daraus werden dann eigene Sätze
konstruiert.
2.
Durchführung
der Reihe:
Ich ging nun so vor: zunächst las ich den Schülerinnen und
Schülern Seite für Seite der Geschichte vor. Es geht in ihr darum, dass zwei
Ameisen auf einem Baum laufen, der von der einen Ameise als „Alphabet Tree“
bezeichnet wird. Da die andere Ameise sich fragt, warum der Baum so genannt
wird, erzählt die erste die Geschichte des Baumes. Demnach saß auf jedem Blatt
des Baumes ein Buchstabe, bis sie jedoch der Wind durcheinander brachte und
fortwehte. Nach dem Sturm bringt ihnen der Wortkäfer bei, wie man Wörter bildet.
Denn, wenn man sich zu dritt oder viert zusammentut, kann einen der Wind nicht
so leicht davontragen. Eines Tages kommt dann eine seltsame Raupe vorbei, die erstaunt
ist über das sinnlose Durcheinander der Wörter und bringt ihnen bei, sich zu
sinnvollen Sätzen zusammenzuschließen.
Die Schülerinnen und Schüler sollten die Geschichte nach und
nach jeder in ihr eigenes Heft schreiben und den zuvor gehörten und nun
geschriebenen Inhalt mit Buntstiften gestalten.
Im Anschluss an die Lektüre des Buches bekamen die
Schülerinnen und Schüler die Aufgabe, ihnen bekannte Wörter richtig zu
buchstabieren und aus ihnen vollständige, sinnvolle Sätze zu bilden.
Die Anregung des „Alphabet Tree“ setzten wir auch selber
praktisch um: Die Schülerinnen und Schüler schrieben die Worte auf die von
ihnen selbst aus buntem Papier ausgeschnittenen Blätter.
3.
Ergebnisse:
Am Schluss der Unterrichtsreihe hatte jeder Schüler und jede
Schülerin ein eigenes Exemplar der Lektüre im eigenen Heft stehen. Sie können
also bei Bedarf darauf zurückgreifen und sogar nachlesen. Damit ist eine
nachhaltige Wirkung der Übungsphase gewährleistet.
Für den Präsentationstag im Gemeindezentrum gestalteten wir
unsere Präsentationswand mit den von den Kindern bemalten Blättern des „Alphabet
Trees“. Jedes der Kinder gestaltete ein Blatt, welches es zunächst aus grünem
Papier ausschnitt und anschließend mit einem selbst gewählten Wort beschrieb.
Zusätzlich schrieben alle Kinder auch einfache, ganze Sätze auf buntes Papier,
die ebenfalls auf die Stellwand geklebt wurden. Eine Schülerin suchte sich zum
Beispiel das Wort „car“ ausgesucht und bildete anschließend den Satz „I drive
my car.“.
Eine Schülerin beschreibt das von ihr ausgeschnittene Laubblatt des Alphabet-Trees mit einem selbstgewählten Wort. |
Fazit:
Meine Erfahrung hat
gezeigt, dass es sehr wichtig ist, den Kindern den Nutzen von Schrift und damit
auch der Buchstaben deutlich zu machen. Außerdem müssen sie die Möglichkeit
aufgezeigt bekommen, dass sie all das, was sie sagen, mit etwas Übung auch
schreiben können. Wichtig ist dabei, dass mit den Grundlagen angefangen wird,
damit jeder Schüler und jede Schülerin die Möglichkeit hat, Versäumtes
nachzuholen und auch die Lehrperson einen Überblick über den individuellen
Kompetenzstand der Schüler und Schülerinnen bekommt und sie nicht über- oder
unterfordert. Außerdem sollten die Wörter, die von den einzelnen Schülerinnen
und Schülern geschrieben werden sollen, im Plenum gesammelt und an die Tafel
geschrieben werden, sodass alle die richtige Schreibweise verinnerlichen
können.
Klasse sechs – The Rainbow Fish
In der 6. Klasse waren deutlich mehr Kinder (zeitweilig bis
zu 52) im Alter von 10 bis 19 Jahren.
1.
Diagnose:
Ich stellte fest, dass
die Schülerinnen und Schüler schon das Alphabet gut beherrschten und
auch eigene Wörter und kurze Sätze bilden konnten. Auch diese zu lesen
bereitete ihnen keine Schwierigkeiten.
2.
Unterrichtsplanung:
Mein Ziel war, das Buch „The Rainbow Fish“ von Marcus Pfister
mit den Schülerinnen und Schülern sinnentnehmend zu lesen. Es handelt sich um
ein Kinderbuch aus dem Jahre 1996,
welches mit 12 Seiten im North South Books Verlag erschienen ist und für das
Alter von 24 Monaten bis 4 Jahren empfohlen wird. Ich habe mich trotz dieser
Altersempfehlung für dieses Buch entschieden, da es mir darum ging, dass der
Inhalt gänzlich verstanden wird und auch mündlich nacherzählt werden kann.
Inhaltlich geht es dabei um einen Fisch, der durch einzelne
schimmernde Schuppen aus der Masse
hervorsticht und von den anderen darum beneidet wird. Allerdings möchte er
keine von ihnen abgeben und wird so zu einem Außenseiter. Auf der Suche nach
dem Grund für sein Alleinsein begegnet er anderen Tieren, die ihn dazu
umstimmen können, zu teilen. So kann er seine Arroganz überwinden, die anderen
Fische fühlen sich nicht mehr von oben herab behandelt und der Regenbogenfisch
ist wieder einer von ihnen.
Durch die Lektüre dieses Buches wollte ich erreichen, dass
weniger die Sprache eine Herausforderung darstellt, sondern der Fokus vielmehr
auf der Wiederholung der dafür nötigen Grammatik liegt und auch der Aufbau
eines Buches für die Schülerinnen und Schüler sichtbar gemacht wird. Außerdem
sollten die Kinder durch den Inhalt des Buches lernen, dass es wichtig ist, mit
anderen zu teilen, damit sich das Glück verdoppeln kann.
3.
Durchführung
der Unterrichtsreihe:
Bevor wir das Buch gemeinsam lasen, machten wir einige
grammatische Übungen zu bestimmten Lernwörtern, dem Simple Present und Simple
Past. Dabei gewannen die Schülerinnen und Schüler mehr Sicherheit bei der
Zuordnung der Zeiten. Das war wichtig für die Geschichte in der Lektüre, in der
es ja auch um einen Zustand vor und nach einem Lernerlebnis geht.
Nach und nach lasen wir einzelne Seiten und die Schüler
schrieben die kurzen Absätze auf ihre eigenen Arbeitsblätter. Im Laufe der
Einheit konnten so alle ihr eigenes Buch herstellen und zu jeder inhaltlichen
Seite auch mit Buntstiften eine bildliche Darstellung anfertigen, wobei viele
sich zunächst Anregungen bei der visuellen Gestaltung des Originalbuches
suchten. Später konnten viele aber auch ihre eigenen Phantasien entwickeln und
verbildlichen. Außerdem durfte natürlich das Cover nicht fehlen, was alle sehr
hingebungsvoll und individuell gestalteten.
Ein Schüler sucht Inspiration zur Gestaltung seines Bildes im Originaltext. |
1 Ergebnisse
der Reihe:
In dieser Arbeitsphase von vier Wochen lernten die Schülerinnen
und Schüler vor allem, dass es nicht darauf ankommt, möglichst schnell zu
lesen. Es soll vielmehr auch der Inhalt des Gelesenen verstanden und
nachvollzogen werden. Außerdem konnten sie lernen, dass Bücher auf
unterschiedliche Weisen eingesetzt werden können: Sie können vorgelesen werden,
man liest sie selbst, man schaut sich die Bilder an und kreiert eine eigene
Vorstellung der Geschichte oder man hält an einem Punkt der Geschichte inne und
stellt sich vor, was als nächstes passieren könnte.
Zum Präsentationstag gestalteten wir eine Stellwand aus einem
Regenbogenfisch, der aus einzelnen von den Schülern ausgeschnittenen Flossen
bestand und auch nur durch ihre Vielfalt zu einem Regenbogenfisch wurde. Zum
anderen durften sie ihre Lieblingsszene oder -figur mit ihrem Lieblingssatz aus
dem Buch auf einen kleinen Papierbogen malen und schreiben.
Ein Schüler malt den Regebogenfisch |
Fazit:
Mein Eindruck ist, dass sich das Buch über den
Regenbogenfisch durchaus auch in dieser Altersstufe bewährt hat. Durch die
Aufgabe, ein eigenes Buch gestalten zu können, war die sprachliche Umsetzung
auch in der sechsten Klasse noch angemessen. Inhaltlich ist diese Geschichte
sowieso für alle Altersklassen gedacht und kann vielfältig interpretiert und
verwendet werden. In diesem Bereich insbesondere, da die Schülerinnen und
Schüler bereits aus ihrem Alltag die Aufgabe kennen, z.B. mit ihren
Geschwistern teilen zu müssen. Außerdem können sie so lernen, dass Neid auf
andere sie nicht weiterbringt.
(Text: Merle Huß)