Dienstag, 24. Dezember 2013

Englisch-Unterricht in den Klassen 4 und 6

Wurupong 2013 – D.A. Primary School, Klassen vier und sechs

Praktikantin: Merle Huß
Fach: Englisch


Zur Zeit unseres Praktikums gab es für die sechs Klassen der D.A. Primary School drei Lehrkräfte. Außer mir war noch eine Kommilitonin von mir für diese Schule vorgesehen. Mit den Lehrpersonen und der Schulleitung zusammen planten wir, wie wir unseren Einsatz am effektivsten organisieren könnten. Wir übernahmen gemeinsam zwei der Klassen, die keinen eigenen Lehrer hatten und wechselten uns in diesen mit den Fächern Mathematik und Englisch ab. Da die meisten Kinder mit dem Schuleintritt beginnen, die englische Sprache zu erlernen, kommen für uns nur die höheren Klassenstufen in Frage. Daher wurden uns die Klassen vier und sechs zugeteilt. Wir unterrichteten jede der beiden Klassen täglich mindestens eine Stunde. Hatten wir im Unterricht nicht so viel geschafft wie geplant, konnten wir aber problemlos weitere Minuten oder Stunden dranhängen. Der Schulleiter, die anderen Lehrer und die Schüler waren uns sehr dankbar für jede Minute, die wir mehr unterrichteten.

Klasse vier – The Alphabet Tree

In der 4. Klasse waren 35 Kinder im Alter von 8 bis 14 Jahren, die uns sehr aufgeregt und hoch motiviert begegneten. 

Diagnose:


Um den Wissenstand einschätzen zu können, wiederholte ich spielerisch mit ihnen das Alphabet mit den kleinen und großen Buchstaben. Dabei stand vor allem die Zuordnung der kleinen Buchstaben zu ihren „großen Brüdern“ im Mittelpunkt.

Wiederholung des Alphabets, vor allem der Verbindung der Klein- und Großbuchstaben.



Es bewährte sich der Einsatz eines „Alphabet Tree“: Dazu zeichnete ich einen Baum an die Tafel. Die einzelnen Teile des Baumes wurden den Buchstaben zugeordnet. Wir teilten also alle  Buchstaben – abhängig von ihrer Schreibweise – in „tree top letter“ (Baumkrone), „trunk letter“ (Stamm) und „root letter“ (Wurzel) ein. Am Beispiel des Wortes „apple“ bedeutet das, dass das „a“ und „e“ Buchstaben sind, die dem Stamm zugeordnet werden, da sie nur auf der mittleren Schreiblinie geschrieben werden. Das „p“ gilt als Wurzelbuchstabe, da es bis zur untersten Linie reicht. Dementsprechend ist das „l“ bei den Baumkronenbuchstaben einzuordnen – es berührt die oberste Linie. Es zeigte sich bei diesem Verfahren, dass die Schülerinnen und Schüler über sichere Basiskenntnisse des Alphabets verfügten und die einzelnen Buchstaben sicher verschiedenen Bereichen zuordnen konnten.

1.      Reihenplanung:

Aufgrund der Basis dieser Diagnose plante ich meine Unterrichtseinheit für die folgenden vier Wochen: Meine Zielperspektive war vor allem, dass die Schülerinnen und Schüler sich bewusst werden, dass sie aus den einzelnen Buchstaben, die sie bereits beherrschen, sinnhafte Wörter und sogar Sätze bilden können. Sie sollten also lernen, die Buchstaben zu kombinieren und so selbst gewählte Wörter schreiben lernen.
Dazu benutzte ich das Buch „The Alphabet Tree“ von Leo Lionni. Dieses Buch entstand schon im Jahre 1968. Der Autor war lange Zeit in künstlerischen Bereichen tätig bis er 1959 sein erstes Kinderbuch veröffentlichte. Das Buch „The Alphabet Tree“ hat einen Umfang von 32 Seiten und wurde im Dragonfly Books Verlag herausgegeben. Es wird empfohlen für Kinder ab 36 Monate bis sieben Jahre.
Es geht in der Geschichte darum, dass aus einzelnen Buchstaben Wörter und schon aus kurzen Wörtern ganze Sätze entstehen. Das Buch ist daher geeignet, den Umgang mit Buchstaben spielerisch einzuüben, indem die Handlung nachvollzogen wird. Es regt auch dazu an, über den Inhalt des Buches hinaus eigene Wörter zu buchstabieren. Daraus werden dann eigene Sätze konstruiert.

2.      Durchführung der Reihe:

Ich ging nun so vor: zunächst las ich den Schülerinnen und Schülern Seite für Seite der Geschichte vor. Es geht in ihr darum, dass zwei Ameisen auf einem Baum laufen, der von der einen Ameise als „Alphabet Tree“ bezeichnet wird. Da die andere Ameise sich fragt, warum der Baum so genannt wird, erzählt die erste die Geschichte des Baumes. Demnach saß auf jedem Blatt des Baumes ein Buchstabe, bis sie jedoch der Wind durcheinander brachte und fortwehte. Nach dem Sturm bringt ihnen der Wortkäfer bei, wie man Wörter bildet. Denn, wenn man sich zu dritt oder viert zusammentut, kann einen der Wind nicht so leicht davontragen. Eines Tages kommt dann eine seltsame Raupe vorbei, die erstaunt ist über das sinnlose Durcheinander der Wörter und bringt ihnen bei, sich zu sinnvollen Sätzen zusammenzuschließen.
Die Schülerinnen und Schüler sollten die Geschichte nach und nach jeder in ihr eigenes Heft schreiben und den zuvor gehörten und nun geschriebenen Inhalt mit Buntstiften gestalten.
Im Anschluss an die Lektüre des Buches bekamen die Schülerinnen und Schüler die Aufgabe, ihnen bekannte Wörter richtig zu buchstabieren und aus ihnen vollständige, sinnvolle Sätze zu bilden.
Die Anregung des „Alphabet Tree“ setzten wir auch selber praktisch um: Die Schülerinnen und Schüler schrieben die Worte auf die von ihnen selbst aus buntem Papier ausgeschnittenen Blätter.

3.      Ergebnisse:

Am Schluss der Unterrichtsreihe hatte jeder Schüler und jede Schülerin ein eigenes Exemplar der Lektüre im eigenen Heft stehen. Sie können also bei Bedarf darauf zurückgreifen und sogar nachlesen. Damit ist eine nachhaltige Wirkung der Übungsphase gewährleistet.

Für den Präsentationstag im Gemeindezentrum gestalteten wir unsere Präsentationswand mit den von den Kindern bemalten Blättern des „Alphabet Trees“. Jedes der Kinder gestaltete ein Blatt, welches es zunächst aus grünem Papier ausschnitt und anschließend mit einem selbst gewählten Wort beschrieb. Zusätzlich schrieben alle Kinder auch einfache, ganze Sätze auf buntes Papier, die ebenfalls auf die Stellwand geklebt wurden. Eine Schülerin suchte sich zum Beispiel das Wort „car“ ausgesucht und bildete anschließend den Satz „I drive my car.“.

Eine Schülerin beschreibt das von ihr ausgeschnittene
Laubblatt des Alphabet-Trees mit einem selbstgewählten Wort. 
     Fazit:


Meine Erfahrung hat gezeigt, dass es sehr wichtig ist, den Kindern den Nutzen von Schrift und damit auch der Buchstaben deutlich zu machen. Außerdem müssen sie die Möglichkeit aufgezeigt bekommen, dass sie all das, was sie sagen, mit etwas Übung auch schreiben können. Wichtig ist dabei, dass mit den Grundlagen angefangen wird, damit jeder Schüler und jede Schülerin die Möglichkeit hat, Versäumtes nachzuholen und auch die Lehrperson einen Überblick über den individuellen Kompetenzstand der Schüler und Schülerinnen bekommt und sie nicht über- oder unterfordert. Außerdem sollten die Wörter, die von den einzelnen Schülerinnen und Schülern geschrieben werden sollen, im Plenum gesammelt und an die Tafel geschrieben werden, sodass alle die richtige Schreibweise verinnerlichen können.


Klasse sechs – The Rainbow Fish


In der 6. Klasse waren deutlich mehr Kinder (zeitweilig bis zu 52) im Alter von 10 bis 19 Jahren.
1.      
      Diagnose:

Ich stellte fest, dass  die Schülerinnen und Schüler schon das Alphabet gut beherrschten und auch eigene Wörter und kurze Sätze bilden konnten. Auch diese zu lesen bereitete ihnen keine Schwierigkeiten.

2.      Unterrichtsplanung:

Mein Ziel war, das Buch „The Rainbow Fish“ von Marcus Pfister mit den Schülerinnen und Schülern sinnentnehmend zu lesen. Es handelt sich um ein Kinderbuch  aus dem Jahre 1996, welches mit 12 Seiten im North South Books Verlag erschienen ist und für das Alter von 24 Monaten bis 4 Jahren empfohlen wird. Ich habe mich trotz dieser Altersempfehlung für dieses Buch entschieden, da es mir darum ging, dass der Inhalt gänzlich verstanden wird und auch mündlich nacherzählt werden kann.
Inhaltlich geht es dabei um einen Fisch, der durch einzelne schimmernde Schuppen  aus der Masse hervorsticht und von den anderen darum beneidet wird. Allerdings möchte er keine von ihnen abgeben und wird so zu einem Außenseiter. Auf der Suche nach dem Grund für sein Alleinsein begegnet er anderen Tieren, die ihn dazu umstimmen können, zu teilen. So kann er seine Arroganz überwinden, die anderen Fische fühlen sich nicht mehr von oben herab behandelt und der Regenbogenfisch ist wieder einer von ihnen.
Durch die Lektüre dieses Buches wollte ich erreichen, dass weniger die Sprache eine Herausforderung darstellt, sondern der Fokus vielmehr auf der Wiederholung der dafür nötigen Grammatik liegt und auch der Aufbau eines Buches für die Schülerinnen und Schüler sichtbar gemacht wird. Außerdem sollten die Kinder durch den Inhalt des Buches lernen, dass es wichtig ist, mit anderen zu teilen, damit sich das Glück verdoppeln kann.

3.      Durchführung der Unterrichtsreihe:

    Bevor wir das Buch gemeinsam lasen, machten wir einige grammatische Übungen zu bestimmten Lernwörtern, dem Simple Present und Simple Past. Dabei gewannen die Schülerinnen und Schüler mehr Sicherheit bei der Zuordnung der Zeiten. Das war wichtig für die Geschichte in der Lektüre, in der es ja auch um einen Zustand vor und nach einem Lernerlebnis geht.
Nach und nach lasen wir einzelne Seiten und die Schüler schrieben die kurzen Absätze auf ihre eigenen Arbeitsblätter. Im Laufe der Einheit konnten so alle ihr eigenes Buch herstellen und zu jeder inhaltlichen Seite auch mit Buntstiften eine bildliche Darstellung anfertigen, wobei viele sich zunächst Anregungen bei der visuellen Gestaltung des Originalbuches suchten. Später konnten viele aber auch ihre eigenen Phantasien entwickeln und verbildlichen. Außerdem durfte natürlich das Cover nicht fehlen, was alle sehr hingebungsvoll und individuell gestalteten.

Ein Schüler sucht Inspiration zur Gestaltung seines Bildes im Originaltext.

1    Ergebnisse der Reihe:

In dieser Arbeitsphase von vier Wochen lernten die Schülerinnen und Schüler vor allem, dass es nicht darauf ankommt, möglichst schnell zu lesen. Es soll vielmehr auch der Inhalt des Gelesenen verstanden und nachvollzogen werden. Außerdem konnten sie lernen, dass Bücher auf unterschiedliche Weisen eingesetzt werden können: Sie können vorgelesen werden, man liest sie selbst, man schaut sich die Bilder an und kreiert eine eigene Vorstellung der Geschichte oder man hält an einem Punkt der Geschichte inne und stellt sich vor, was als nächstes passieren könnte.
Zum Präsentationstag gestalteten wir eine Stellwand aus einem Regenbogenfisch, der aus einzelnen von den Schülern ausgeschnittenen Flossen bestand und auch nur durch ihre Vielfalt zu einem Regenbogenfisch wurde. Zum anderen durften sie ihre Lieblingsszene oder -figur mit ihrem Lieblingssatz aus dem Buch auf einen kleinen Papierbogen malen und schreiben.

Ein Schüler malt den Regebogenfisch

Fazit:

Mein Eindruck ist, dass sich das Buch über den Regenbogenfisch durchaus auch in dieser Altersstufe bewährt hat. Durch die Aufgabe, ein eigenes Buch gestalten zu können, war die sprachliche Umsetzung auch in der sechsten Klasse noch angemessen. Inhaltlich ist diese Geschichte sowieso für alle Altersklassen gedacht und kann vielfältig interpretiert und verwendet werden. In diesem Bereich insbesondere, da die Schülerinnen und Schüler bereits aus ihrem Alltag die Aufgabe kennen, z.B. mit ihren Geschwistern teilen zu müssen. Außerdem können sie so lernen, dass Neid auf andere sie nicht weiterbringt.

(Text: Merle Huß)