Mittwoch, 12. Dezember 2012

Unterrichtsprojekt: „Ecosystem“ in der Roman Catholic Junior High School

Praktikantin: Jule Tedsen
Schule: Roman Catholic Junior High School
Klasse: JHS, Form 2
Schulfach: Science


Ich habe während der Praktikumszeit an der Roman Catholic Junior High School in der Klasse 2 das Fach Science unterrichtet. Ich wählte als Thema „Ecosystem“. Dieses war dem Syllabus (Lehrplan) der Klasse 1 zugewiesen. Nach Absprache mit meinem Mentor vor Ort, wies er mich dennoch mit diesem Thema der Klasse 2 zu. Ich wählte das Thema „Ecosystems“, da durch dieses Projekt praktische Tätigkeiten seitens der Schüler/innen außerhalb des Klassenraumes integriert werden können. Es viel mir zunächst recht schwer, zu Hause eine Unterrichtsplanung auszuarbeiten, da ich auf keine Erkenntnisse von vorherigen Praktikanten im Fach „Science“ zurückgreifen konnte. In Winneba kaufte ich mir auf dem Campusgelände ein Science Schulbuch. Dieses diente mir während der Praktikumszeit, neben den Hilfestellungen meines Mentors, als Informationsgrundlage. 

Vorkenntnisse der Schüler/innen 

Die Schüler/innen aus meiner Klasse kennen die in ihrer Umgebung wachsenden Tiere und Pflanzen. Teilweise wurden über offizielle Namen gestritten. Stolz erzählten meine Schüler/innen mir von den verschiedenen Anwendungs- und Zubereitungsmöglichkeiten bestimmter Pflanzen. Geübt werden musste das genaue Hinschauen, z. B. dass die Blattform oder die Blütengestaltung sehr unterschiedlich sein kann. Die Zusammenhänge von äußeren Einflüssen, wie z. B. die Niederschlagsmenge oder verschiedene Fressfeinde, die die äußere Gestalt von Tieren und Pflanzen beeinflussen, waren vielen noch unbekannt.

Ablauf/Themen 

Um den Blick für die direkte Umwelt zu schulen, untersuchten wir den Schulhof der Kinder. Auf Plakaten sollten entdeckte Pflanzen und Tiere in einer Gruppenarbeit zeichnerisch festgehalten werden. In einem weiteren Schritt untersuchten und beschrieben die Schüler/innen Blätter und Bäume. Die Einflüsse auf das Ökosystem untersuchten wir in praktischen Übungen. Jeden Morgen und Mittag wurden von zwei Schüler/innen die Temperatur gemessen und in einem Diagramm festgehalten.
Jule Tedsen mit ihrer Klasse bei der Temperaturmessung
in einem Fluss
Die Niederschlagsmenge wurde mittels selbstgebauter Messgeräte (Plastikflaschen) ebenfalls gemessen und notiert. Weitere ökologische Einflüsse behandelten wir zusätzlich auf theoretischer Ebene. Die Nahrungsbeziehungen und die Einteilung der Tiere in Pflanzen-, Fleisch- und Allesfressern konnten wir mit Arten erarbeiten, die den Schüler/innen bereits bekannt waren. Nahrungsketten und Nahrungsnetze wurden entwickelt. Durch ein „lebendiges Nahrungsnetz“ (hierbei wurden jedem Kind eine Tier- oder Pflanzenart zugewiesen und die Nahrungsbeziehungen durch einen Bindfaden verdeutlicht) wurde der Einfluss des Menschen, z.B. durch einseitiges Jagen, verdeutlicht. Die Anpassung der Tiere und Pflanzen an ihre Umgebung versuchte ich anhand von Arten zu erläutern, die meinen Schülern bekannt waren. Neben dem Regenwald besprachen wir andere Ökosysteme, um zu erkennen, dass diese ähnliche Strukturen aufweisen. Um neben dem Schulhof ein weiteres Biotop zu untersuchen, begaben wir uns am Ende der Praktikumszeit zu dem nahe gelegenen Bach, der „Ticha“ genannt wird. Hier suchten die Schüler/innen nach bekannten Pflanzen und Tieren und maßen nun methodenkundig eigenständig die Wassertemperatur.



Messgeräte und tägliche Untersuchungen 

Die Schulkasse von Jule Tedsen beim anschließenden
Ablesen der Temperaturskala
Als Messgeräte verwendeten wir zum einen wasserdichte Thermometer. Zusätzlich nutzten wir Regenmesser, die wir aus kleinen Kunststoffflaschen eigenhändig gebaut hatten. Hierzu schnitten wir den Flaschenhals von der Flasche und setzten ihn verkehrtherum auf die Flasche. Dadurch bekommt der Flascheneingang einen größeren Durchmesser und es kann weniger verdunsten. Abschließend wurde eine Skala mit einem wasserfesten Filzstift aufgezeichnet. Es musste darauf geachtet werden, dass die Flaschen durch Steine beschwert und bis zum Nullpunkt der Skala mit Wasser befüllt waren. Die Schülerinnen und Schüler waren für das Messen der Temperatur und des Niederschlages eingeteilt. Täglich hatten jeweils zwei Schüler die Aufgabe, die Temperatur am Morgen und am Nachmittag an einer festgelegten Stelle auf dem Schulhof zu messen. Auch der Niederschlag wurde bei Bedarf festgehalten. Die Daten wurden dann eigenständig in einem Diagramm festgehalten. Dieses übertrugen die Schülerinnen und Schüler in der Unterrichtsstunde in ihr Arbeitsheft. Neben den routinierten täglichen Arbeiten standen uns auch Becherlupen für die nähere Betrachtung der Flora und Fauna zur Verfügung. 

Fazit 

Jule Tedsen bei Übungen mit ihrer Klasse mit
Thermometern im Freien
Ich war während des Praktikums sehr auf die Zusammenarbeit mit den Schülerinnen und Schülern angewiesen. Nicht nur die angesprochenen biologischen, sondern auch die kulturellen Unterschiede wurden mir näher gebracht. Die Schülerinnen und Schüler konnten aktiv und eigenverantwortlich im Unterricht arbeiten. Das Messen von Temperatur und Niederschlag wurde stets mit Freude eigenständig durchgeführt. Insbesondere das Bauen des Niederschlagmessers fand großen Anklang. Teilweise wurde der Niederschlag über Nacht freiwillig gemessen. Dadurch, dass die Kinder ihre Umgebung kannten, konnten sie mir immer wieder neue Pflanzen- und Tierarten zeigen. So gruben sie z.B. extra nach einem „cricket“ (Maulwurfsgrille), zeigten mir eine Gottesanbeterin und ließen mich von Palmnutpalmen kosten. Die Schüler und Schülerinnen waren so oft die Experten beim Thema „Regenwald“. Sie unterwiesen mich daher oft in der mir unbekannten heimischen Pflanzen- und Tierwelt. Die Zusammenhänge wiederum konnte ich ihnen erklären. Für die Schülerinnen und Schüler war es eine gute und wichtige Erfahrung, dass sie mehr wussten als die „Lehrerin“ und ich konnte sehr viel Neues entdecken und lernen. Um das Thema „Ecosystem“ ausführlich zu erarbeiten reichte leider die Zeit nicht. Ich hätte das Projekt gerne noch länger in der Klasse behandelt. 

(Text: Jule Tedsen)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen