Seit 2010 führt die Nkonyaman
Foundation Veranstaltungen zur Lehrerfortbildung durch. Welche Erfahrungen hat
die Nkonyaman Foundation im Rahmen des Schulprojekts Wurupong bisher damit gemacht?
Lehrerfortbildung läuft
in Ghana unter der anspruchsvollen Bezeichnung “Capacity Building”. Es geht
also um Fortbildungsangebote zur Förderung und Stärkung der fachlichen
Kompetenz. Wir können dabei nur pragmatisch vorgehen. Mit den Themen für unsere
Angebote reagieren wir entweder auf Hilferufe der Lehrer oder gehen von eigenen Beobachtungen aus.
So wurden wir im
vergangenen Jahr explizit darum gebeten, eine Veranstaltung zu Inhalten, Methodik und Prüfungsanforderungen
für das neu eingeführte Schulfach ”Literatur” anzubieten (“The New Subject
‘Literature’ in the JHS Curriculum” am 24.6.2015 in der Osaase Lodge,
Wurupong”). Da curriculumorientierte Inhalte im Zentrum standen, wurden Dozenten
vom English Department/Jasikan College of Education als Referenten herangezogen
“ContinuousAssessment” aufzugreifen. Obwohl die ghanaische Schulverwaltung eine kontinuierliche unterrichtsbegleitende Leistungs-messung vorschreibt, sogar in sehr detaillierten Schritten, findet so etwas in den ländlichen Schulen kaum statt. Uns ging es bei diesem Thema weniger um die Erfüllung staatlicher Vorgaben, sondern vielmehr darum, orientiert am Kenntnisstand der Schüler unterstützende Maßnahmen für die Lehrer planen zu können.
Als Referent bot sich
hier Walter Darko, der ehemaliger Schulleiter der Wurupong D.A. Basic School,
als Mann der Praxis an. (Walter Darko war zu unserem Bedauern vor einem Jahr von
Wurupong nach dem 25 km entfernten Ort Worowora versetzt worden.)
Die erste Veranstaltung
(Continuous Assessment I am 26.10.2015 in der Osaase Lodge, Wurupong) konzentrierte
sich einführend auf technische Aspekte. In einem zweiten Schritt ging es um “Enrichment”,
d.h. um die Frage, was Lehrer Schülern anbieten können, die sich im Rahmen der
Leistungsmessung als sehr leistungsfähig erwiesen haben. Das darauf aufbauende Fortbildungsangebot
(Continuous Assessment II am 20.7.2016) legte den Schwerpunkt auf “Remediation”,
d.h. auf Fördermaßnahmen für Schüler, die das angestrebte
Lernziel nicht erreicht haben.
Die letzte
Lehrerfortbildung des Jahres 2016 zum Thema „Methodik des Mathematikunterrichts"
in den Klassen 1-3 der Primarschule fand am 23. November 2014 in der neu
errichteten
Versammlungshalle der Wurupong RC JHS statt. Die Veranstaltung war ein
voller Erfolg. Die Organisation lief reibungslos. Die Referenten, Asiedu Tennyson und Atidzornu Emmanuel, waren
hervorragend. Auswahl der Inhalte, Form der Darbietung und das Eingehen auf die
Teilnehmer übertrafen unsere Erwartungen.
Entsprechend der
Altersstufe lag das Schwergewicht
auf
der Vermittlung des Zahlenverständnisses durch Aktivitäten der Schüler.
Nach Vorstellung von Materialien und Methoden zur Ermittlung des Stellenwertes
- z.B. mit Hilfe des Abakus - wurden detailliert konkrete Beispiele zur
Hinführung zu mathematischen Konzepten wie Masse, Länge, Volumen, Zeit dargestellt.
Es folgte eine breite Diskussion über Missverständnisse und deren Vermeidung
bei Brüchen. Betont wurde auch die Verbindung von mathematischen Inhalten mit
anderen Fächern. So kann die Zuordnung von Zahlen und Gegenständen bei
Verkaufsspielen/Marktszenen (Kochbananen, Maniok) im Fach ghanaische Sprachen
geübt werden. Abschließend wurden Unterrichtsvorschläge vorgeführt, die man als
Umsetzung von vorgegebenen-Aufgaben in Gruppenarbeit entwickelt hatte. Da wurde
dann auch geklatscht und gesungen, aber natürlich auch gezählt und gerechnet: “Hier
habe ich vier Kochbananen - und jetzt sind es nur noch zwei.” Zum Schluss wurden
Teilnahmezertifikate ausgegeben. Dies ist ein wichtiger Aspekt für die Lehrer,
denn ohne zertifizierte Teilnahme an Fortbildungen gibt es laut Anordnung
des Erziehungsministeriums für Lehrer keine Beförderungen mehr.An der Fortbildungsveranstaltung zur Methodik des Mathematikunterrichts nahmen zum ersten
Mal nicht nur Lehrer aus den Schulen in Wurupong teil. Seit Jahren beklagt sich das Büro des District Director of Education darüber, dass die Nkonyaman Foundation ihre Aktivitäten auf Wurupong beschränke. Unsere Erklärung, dass wir als kleine NGO nicht die 174 Schulen, 757 Lehrer und 17 640 Schüler (Zahlen von 2014) im District berücksichtigen können, verhallte ungehört. Dieses Jahr sahen wir uns gezwungen, einen Kompromiss zu akzeptieren. Wir erklärten uns bereit, eine gemeinsame Capacity Building-Maßnahme für Ahenkro, Kwamikrom und Wurupong zu unterstützen. Pro Primarschule durften 2 Lehrer entsandt werden. Insgesamt kamen so 40 Primarschullehrer zusammen.
Da dem Büro des District
Director of Education jeweils Fachleute für verschiedene Bereiche des
Schulwesens, z.B. auch für Lehrerfortbildung für Mathematik, zugeordnet sind,
wurden dieses Mal die Referenten nicht mehr vom College of Education
rekrutiert, sondern kamen aus dem Stab der Distriktverwaltung. Die
Distriktverwaltung übernahm somit die gesamte Organisation einschließlich der
Verpflichtung der Referenten. Die Nkonyaman Foundation beschränkte sich auf die
Finanzierung. Die Wurupong RC JHS stellte ihre Versammlungshalle kostenlos zur
Verfügung.
Die Evaluation von
Lehrerfortbildungs-maßnahmen ist ein Problem, das wir auch in Wurupong nicht
gelöst haben. Wenn es um den Erfolg unserer Angebote geht, können wir uns nur auf Gespräche und punktuelle Rückmeldungen stützen.
Die Veranstaltungen zum
Capacity Building sind beliebt, weil sich Kollegen treffen, weil persönlicher
Austausch möglich ist, weil man immer etwas Neues lernt und weil man über
anstehende Probleme reden kann. Die Teilnahme an diesen Angeboten trägt zu
einem Gefühl der Professionalität bei und hebt das Selbstvertrauen.
Wenn es professionelle
Fortbildner in der Distriktverwaltung gibt, dann mag man sich fragen, warum es
im Distrikt keine “blühende Fortbildungskultur” gibt. Die Antwort ist einfach.
Die Fortbildner sind da, aber die Fortbildungen können nicht durchgeführt
werden, weil im Budget kein Geld für Veranstaltungen übrig ist. Kosten
entstehen für die Materialien, die man für Demonstrationen und Übungen
benötigt, für die Anreise der Teilnehmer und auch für Essen und Trinken während
der ganztägigen Veranstaltungen.
Unser Geld für die
Veranstaltung war mit Sicherheit gut angelegt. (Dank an die deutsche NGO Rainbow over Ghana.) Wir haben uns
vorgenommen, jedes Jahr eine gemeinsame derartige Veranstaltung durchzuführen.
Dass Lehrerfortbildung
nicht wirkungslos bleibt, dafür ist der oben erwähnte Referent Walter Darko
als beeindruckender Lehrer und Schulleiter ein gutes Beispiel. Als Lehrer ist
er nicht zuletzt das “Produkt” einer im Jahr 2000 durchgeführten sehr
intensiven staatlichen Fortbildungsmaßnahme (QUIPS/ILP)[1], an der große internationale Organisationen, u.a. USAIDS,
beteiligt waren.
Die Nkonyaman Foundation
kann und will sich nicht mit derartigen Organisationen vergleichen und Programme
zu „Capacity Building“ in diesem Maßstab anstreben. Interessant wäre es aber,
über die Erfahrungen von Walter Darko mehr zu erfahren. Geplant ist daher ein
ausführliches Interview mit ihm zu seinen Fortbildungserfahrungen. Vielleicht ergeben
sich daraus Einsichten, die sich auch in kleinerem Rahmen unserer Angebote
adaptieren lassen. In einem späteren Beitrag werden wir darüber berichten.